Drehpunkt
Die Parallaxe
Abb. 1: Entfernungsschätzung mit dem "Pfaditrick".
Quelle: http://www.pfadizueri.ch/verlag/technixneu.html
Kennen Sie den "Pfaditrick"? Man schätzt die Entfernung zu einem Objekt, indem man über den
Daumen der ausgestreckten Hand das Objekt anvisiert und dann abwechselnd zuerst das eine, dann das andere Auge schliesst (Abb. 1). Der
Daumen scheint dadurch vor dem Hintergrund versetzt. Man schätzt die Distanz zwischen den beiden Stellen im Hintergrund und multipliziert diese mit 10.
Während der Beobachter also seinen Beobachtungs-Standort ändert (hier durch Blicken mit dem einen, dann mit dem anderen Auge), scheinen sich Vordergrund und Hintergrund gegeneinander zu verschieben. Man spricht von einer "Parallaxe". Stellen Sie sich vor, dass Sie nun in beiden Fällen ein Foto geschossen hätten. Wenn Sie diese zusammensetzen wollten, so würden Sie Probleme bekommen: Da wo sich im einen Bild schon der Daumen befindet, ist auf dem anderen Bild Hintergrund zu sehen und umgekehrt.
Standortänderungen führen bei der Panoramafotografie also unverweigerlich zu Schwierigkeiten. Und es gibt prinzipiell keine Software, welche dies ausgleichen könnte. Die problembehaftete Stelle muss mit viel Aufwand von Hand retouschiert werden. Das allerwichtigste bei der Aufnahme ist demnach die Beibehaltung des Standortes. Je nach Motiv darf diese einige Meter, Centimeter oder gar weniger als einen Millimeter abweichen. Ein Bergpanorama ohne Vordergrund ist diesbezüglich weit weniger heikel als die Aufnahme von einem Innenraum, in dem sich Personen und Mobiliar befinden. Während man ersteres ohne Hilfsmittel von Hand fotografieren kann, sind für Innenräme spezielle Stativadapter notwendig.
Der ideale Drehpunkt für einreihige Panoramen
Abb. 2: Links: Panoramakopf für einreihige Panoramen. Rechts: Beim idealen Drehpunkt tritt keine Parallaxe auf.
In Bezug auf den Parallaxenfehler befindet sich der ideale Drehpunkt der Kamera an einer ganz bestimmten Stelle im Objektiv. Diese wird Nodalpunkt genannt.
Jegliche Bewegung der Kamera um einen anderen Punkt gilt als Standortverschiebung.
Mit speziellen Stativköpfen für die Panoramafotografie, lässt sich der Drehpunkt von Kamera und Objektiv in diesen speziellen Punkt legen. Dazu wählt man
zwei hintereinander liegende scharfe Kanten, wobei eine möglichst nah bei der Kamera, die andere möglichst weit entfernt sein soll. Nun dreht man die Kamera hin
und her und verschiebt dabei den Drehpunkt solange, bis die beiden Kanten sich nicht mehr gegeneinander verschieben. Im Beispiel
(Abb. 2) wird dies mit einer Bleistiftspitze
und einem Kirchturm vorgeführt. Vorsicht: Bei Zoomobjektiven ist die Lage des idealen Drehpunktes von der Zoomstellung abhängig.
Der ideale Drehpunkt für mehrreihige Panoramen
Abb. 3: Panoramakopf für mehrreihige Panoramen.
Will man mehrreihige Panoramen erstellen um beispielsweise den ganzen Raum abzubilden, dann muss auch die Neigung der Kamera um den idealen Drehpunkt erfolgen.
Die Kamera muss also kardanisch um jenen Punkt aufgehängt werden. Dies wird bei den teureren käuflichen Panoramaadaptern realisiert (Abb. 3).
Wann kann man auf einen Panoramaadapter verzichten?
Verzichten kann man auf einen Panoramaadapter immer dann, wenn das Motiv nur aus einem Hintergrund besteht und keinen Vordergrund hat (Abb. 4), oder wenn es komplett flach ist (Abb. 5).
Abb. 4: Bei einem solchen Panorama ist eine Standortverschiebung unproblematisch.
Abb. 5: Dieses Panorama war nur möglich, da man wegen der "Flachheit"die Kamera verschieben darf.